|
|
Falknerei.de - Topthemen |
Die Geschichte der Falknerei |
|
|
|
Die Jagd ist ein wesentlicher Bestandteil der Menschheitsgeschichte. Von den vorgeschichtlichen Sippen über die fürstlichen Jäger bis hin zum modernen Weidmann haben Menschen aller Epochen Tiere erlegt, die Beute genutzt und das Jagen als Handwerk, Sport und Kunst weiterentwickelt. Von den heute noch gebräuchlichen Jagdarten hat die Beizjagd die längste Tradition.
Die Anfänge der Falknerei reichen zuräck bis ins zweite Jahrtausend vor Christus. Zeit und Raum ihrer Entstehung sind nicht zuverlässig zu ermitteln, doch ist anzunehmen, daß es die nomadisch lebenden Reitervölker Zentralasiens waren, die als erste die Beizjagd ausgeübt haben. Als ältester gesicherter Hinweis auf ihre Existenz gilt ein assyrisches Rollsiegel aus dem 13. Jhdt. v. Chr. |
|
|
|
Ausgehend von einem frühen Entwicklungszentrum in Persien verbreitete sich das Konzept der Beizjagd seit Mitte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts nach Osten und Westen. Die fernöstlichen Hochkulturen erreichte die Falknerei bereits vor der Zeitwende (China) oder kurz danach (Korea und Japan). Gegen Westen hin verlief die Entwicklung langsamer. Nach Europa gelangte die Beizjagd erst mit der Völkerwanderung im 4. Jhdt. nach Christus. Bei Griechen und Römern spielte sie folglich keine Rolle.
Entscheidend für ihre Ausbreitung nach Europa war die Begegnung der Ostgoten mit den Sarmanten, einem antiken iranischen Reitervolk, im Schwarzmeerraum. In der Folge wurde die Faszination, mit Greifvögeln zu jagen, rasch im gesamten germanischen Raum und im Verlauf der Germanenzüge nach Mittel- und Westeuropa bis Spanien und Nordafrika weitergegeben. War sie anfangs noch Erwerbsjagd für große Teile der Bevölkerung, wurde die Falkenjagd bald zum Sinnbild von Macht, Herrschaft und Reichtum. Der Greifvogel auf der Faust mutierte zum Standessymbol von Adel und Klerus. Die germanischen Volksrechte belegen, daß die Falknerei bereits seit der Mitte des ersten Jahrtausends institutionell geregelt wurde.
Auch der Klerus war der Beizjagd leidenschaftlich zugetan - nicht immer zum Gefallen der Kirchenoberen. Der Geistlichkeit war die Haltung von Beizvögeln seit dem 6. Jahrhundert mehrfach verboten worden. Der heilige Bonifatius wiederholte die Untersagung, und auch in die Statuten des Templerordens ging ein gleichlautendes Verbot ein. Die herausragende Stellung der Falknerei im frühen Mittelalter bezeugen auch etliche Grabbeigaben aus merowingischer und karolingischer Zeit. KARL DER GROSSE (768-814) war der Beizjagd nicht sonderlich zugetan, zu den Hauptfächern in der Erziehung seines Sohns gehörte jedoch auch Unterricht in der Kunst, Hunde und Vögel auszubilden. |
|
|
|
Im 10. und 11. Jhdt. scheint das Interesse an der Beizjagd nachgelassen zu haben, zumindest werden die Nachrichten spärlicher. Erst durch die erneute Ost-West- Begegnung zur Zeit der Kreuzzüge erfuhr die abendländische Falknerei neue Impulse. Entscheidenden Anteil am kulturellen Aufschwung der Falknerei im Europa des Spätmittelalters hatte Kaiser FRIEDRICH II. von Hohenstaufen (1220-1250). Er residierte auf Sizilien und war ein begeisterter Falkner. Während des 3. Kreuzzuges kam er mit der arabischen Falknereitradition und deren vollkommeneren Beizjagdtechnik in Kontakt. Dies tradierte u.a. die Falkenhaube nach Europa. Mit seinem monumentalen Falkenbuch "Über die Kunst mit Vögeln zu jagen", verfaßt um 1244/5, hat er der Falknerei ein bleibendes Denkmal gesetzt.
Die ältesten europäischen Falknertraktate, zumeist falkenheilkundlichen Inhalts, datieren aus dem 10. und 11. Jahrhundert. Noch 200 Jahre älter ist das arabische Falknerschrifttum, das wiederum auf frühen, heute verlorenen byzantinischen, persischen und indischen Quellen basiert. Der erste deutschsprachige Text ist die um 1300 verfaßte "ältere deutsche Habichtslehre", die 1480 unter dem Titel "Beizbüchlein" als erstes Jagdbuch überhaupt gedruckt wurde.
Ihre kulturelle Hochzeit erlebte die "höfische Falknerei" im späten Mittelalter und der Renaissance in Frankreich, Spanien, Portugal und England. Tatsächlich war die Beizjagd bis zum Ende des 17. Jhdts. ein wesentlicher Bestandteil des feudalen Jagdwesens fast aller europäischen Völker. Lediglich in der Schweiz und in Skandinavien wurde die Beizjagd aus landschaftlichen, mehr aber noch aus jagdrechtlichen Gründen nicht praktiziert.
Skandinavien spielte dafür eine umso größere Rolle im Falkenhandel. Alljährlich verschickte der dänischen Königshof von Kopenhagen aus Dutzende der begehrten Islandfalken als Staatsgeschenke an befreundete Fürsten und Vornehme in ganz Europa und Nordafrika. Weitere Zentren des Falkenfangs und -handels waren Preußen, Venedig und spätestens seit dem 13. Jhdt. Holland. ünstig inmitten der Zugstraße der nordischen und nordosteuropäischen Wanderfalken gelegen, entwickelte sich hier die Falkenfängerei und damit einhergehend das Berufsfalknertum zu einer Handwerkszunft. Seit dem 16. Jhdt. wurden die höfischen Falknereien überall in Europa nahezu ausschließlich von holländischen Berufsfalknern betrieben. |
|
|
|
Die größte Prachtentfaltung erlebte die Falknerei am Hofe LUDWIG XIII. von Frankreich (1618-1648). Etwa zur selben Zeit verfaßte CHARLES D'ARCUSSIA seine berühmte "Fauconnerie". Die bereits im Jahr 1617 von LUCAS JENNIS besorgte deutsche Übersetzung nahm maßgeblichen Einfluß auf die deutsche Falknersprache und -literatur.
Im 18. Jhdt. wandte sich das herrschaftliche Interesse zunehmend der Parforcejagd zu. Dem damaligen Zeitgeist folgend, eroberte die mit großem Aufwand betriebene Hirschhatz zu Pferd von Versailles aus rasch den gesamten Kontinent und wurde bald mit demselben Eifer betrieben wie einst die Falkenjagd. Noch der alten Leidenschaft verfallen waren die deutschen Reichsfürsten Kurfürst CLEMENS AUGUST von Köln, Markgraf CARL WILHELM FRIEDRICH von Brandenburg-Ansbach und Landgraf FRIEDRICH II. von Hessen-Kassel. Sie betrieben weiter mit großem Aufwand, verbunden mit hohen Kosten, die Reiherbeize. Die Französische Revolution und die mit ihr verbundenen sozialen Umwälzungen bereiteten dann dem pompšsen feudalen Jagdwesen und damit auch der höfischen Falknerei ein jähes Ende. Nur unter englischen Landedelleuten setzte sich die Tradition der Beizjagd in bescheidenem Maße fort.
|
|
|
|
Im Jahr 1840 wurde mit dem Royal Loo Hawking Club (RLHC) noch einmal ein letzter Versuch unternommen, das großartige Schauspiel des hohen Fluges auf den Reiher wiederzubeleben. Gleichwohl der Versuch 1855 endgültig scheiterte, wurde "Het Loo" in der Sörenser Heide doch zum Quell allen modernen Beizjagdbrauchtums. Es war der RLHC, der Dr. Dr. FRIEDRICH JUNGKLAUS zur Neugründung eines modernen Falkenklubs in Deutschland animierte. Nicht nur der praktischen Jagd, sondern der Anerkennung der Beize als eines Phänomens von allergrößter natur- und kulturhistorischer Bedeutung sollte der geplante Verein dienen.
Ganz in diesem Sinne gründeten im Mai 1923 etwa 100 namhafte Persönlichkeiten, darunter RENZ WALLER, Dr. FRITZ ENGELMANN, Prof. THIENEMANN, Dr. HEINROTH, Dr. KLEINSCHMIDT und weitere bekannte Ornithologen der Zeit, in Leipzig den Deutschen Falkenorden (DFO), heute der älteste und zweitgrößte Falknerverband der Welt. Die Aufgaben und Ziele des DFO sind seit damals nahezu gleich geblieben: wissenschaftliche Greifvogelkunde, Greifvogelschutz, weidgerechte Beizjagd und Erhalt des kulturellen Erbes Falknerei. Aus den Reihen des DFO stammende Falkner gründeten 1959 den Orden Deutscher Falkoniere (ODF), Falkner aus den neuen Bundesländern schlossen sich 1990 zum Verband Deutscher Falkner (VDF) zusammen.
In der Folge der Gründung des Deutschen Falkenordens wurde die Falknerei nahezu in ganz Europa wiederbelebt. Heute wird sie maßgeblich in Großbritannien, Belgien, in den Niederlanden, in Frankreich, Deutschland, Spanien, Portugal, Italien, Tschechien und Ungarn sowie in den USA, in Kanada und in Mexiko ausgeübt. Ihre größte gesellschaftliche Anerkennung genießt die Falkenjagd aber im Mittleren Osten. Hier spielen Greifvogelhaltung und Beizjagd noch heute dieselbe Rolle, wie einst im Europa des 16. bis 18. Jahrhunderts. Allerorten sieht man die Vornehmen in Begleitung ihrer Falkner und Falken.
| |
|
|
|
|
|
|
|
Letztes Update - 23.05.2018 |
|
|
|
|
Datenschutzerklärung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|