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Wie so viele andere Innovationen der modernen Falknerei ist auch der Skytrail eine Erfindung der Amerikaner. Genauer gesagt war es Gerald Richards, ein Falkner aus Utah, der die Idee eines falknerischen Wettbewerbs erdachte. Angeregt wurde er durch die uralte Geschichte zweier Holländer, der eine Falkner, der andere Brieftaubenzüchter, die darüber in Streit gerieten, welcher ihrer Vögel, Falke oder Taube, wohl der schnellere sei. Wie die Überlieferung besagt, sah der direkte Vergleich die Taube als Sieger.
Die Geschichte
Es war im Jahr 1975, daß Gerald Richards die Falkner Utahs erstmals zu einem Skytrail, damals von ihm „Pigeon Derby" (Taubenderby) genannt, auf ein offenes Gelände nach Provo ins Cedar Valley einlud. Der Erfolg war durchschlagend: als einziger erschien bei kaltem und verschneitem Wetter Kerry Matz am vereinbarten Treffpunkt. Er wartete jedoch vergeblich, denn auch Gerald Richards - als Veranstalter - hatte es ob des Wetters vorgezogen, zu Hause zu bleiben und die Füße am Kamin zu wärmen. Trotz dieses bescheidenen Anfangs, etablierte sich der Skytrail in den folgenden Jahren in Amerika. Mitte der 80er Jahre waren es große, z. T. selbstständige Events, heute werden die Veranstaltungen in den USA zumeist im Rahmen der Tagungen der State Clubs durchgeführt. Ausgehend von den USA faßte die Idee der Skytrails auch in manchen europäischen Ländern Fuß, und hier insbesondere in Ländern, die keine oder kaum nennenswerte moderne Falknereitradition hatten: in Spanien und seit jüngster Zeit auch in Italien. Werden (und wurden seit jeher) die Skytrails in den USA zumeist mit zur Jagd abgetragenen Beizvögeln durchgeführt, degradierte man die Idee in Europa zu verkommerzialisierten Showveranstaltungen. | |
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Rick betritt die Arena ... vor der großen Schar Zuschauer. |
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Gerald Richards ursprüngliche Idee war es, großen Zuschauermengen die Schönheit und Majestätik des Falkenfluges, des Stoßes und der Verfolgung der Beute nahe zu bringen. Nichts anderes, nebenbei bemerkt, passiert, wenn auf großen Tagungen Zuschauermassen den Falkengruppen ins Revier folgen, um die Anwartefalknerei einmal aus der Nähe zu erleben. Der Unterschied indes ist, daß hier nicht auf vorgelassene Tauben geflogen wird.
Der Gegenstand des Skytrails
Der Skytrail ist ein Vergleichswettkampf von Falken. Er wird auf einem offenen, gut überschaubaren ebenen Gelände durchgeführt. Jeder Falkner hat eine definierte Zeit (gewöhnlich 15 min) zur Verfügung, in der nach dem Abhauben seines Falken, eine Taube vorgelassen wird. Die Auswahl der Taube trifft der Falkner auf Sicht aus einer Reihe von Tauben des Veranstalters. Ins Feld getragen wird sie, um Manipulationen zu vermeiden, durch eine neutrale Person. Das Werfen der Taube erfolgt auf Kommando des Falkners, wenn er seinen Falken in der richtigen Höhe und Position glaubt. Ziel des Skytrails ist es nicht, die Taube zu fangen - da sehr gut beflogene Brieftauben zum Einsatz kommen, geschieht es tatsächlich nur in den seltensten Fällen -, sondern vielmehr werden verschiedene Kriterien des Falkenfluges beim Steigen, Stoßen und Verfolgen der Taube bewertet. Die Bewertung übernehmen drei sog. Flugrichter. Um Chancengleichheit zu gewähren, ziehen die Teilnehmer am Vorabend Startnummern, nach deren Reihenfolge am nächsten Tag zu festgelegten Zeiten geflogen wird.
Die Wertung
Die bewertete Zeitspanne eines Fluges reicht vom Moment des Abhaubens bis der Falke die vorgelassene Taube schlägt oder aber deren Verfolgung aufgibt. Jegliches Verhalten vorher oder weiteres Fliegen danach bleibt unberücksichtigt. Folgende Kriterien werden bewertet: Steigen, Position, Höhe, Stoß und Verfolgung.
Steigen (20 Punkte): Da schnelles Steigen eine wünschenswerte Eigenschaft eines Beizfalken ist, wird in dieser Kategorie die letztlich erreichte Höhe des Falken durch die Zeit geteilt, die vom Zeitpunkt seines Abwerfens bis zum Werfen der Taube verging. Der Falke mit dem höchsten Koeffizienten (Meter pro Minute) erhält die meisten Punkte.
Position (20 Punkte): Ein Falke sollte in immer enger werdenden Kreisen, quasi kegelförmig über dem Falkner emporsteigen. Dies wird - zugegeben mit einiger Subjektivität - von den drei Flugrichtern bewertet. Die genaue Position beim Werfen der Taube, sprich in den letzten Minuten, ist letztlich nicht ausschlaggebend, mehr die Position während des gesamten Fluges.
Höhe (20 Punkte): Im praktischen Beizbetrieb sind riesige Höhen nicht immer von Vorteil, insbesondere wenn Deckung die Flugzeit des Wildes verkürzt. Anders beim Skytrail. Hier zählt die absolute Höhe. Je höher der Falke steigt, desto besser. Die Höhe wird mit einem lasergesteuerten Höhenmesser bestimmt. Alle Vögel über 400 Meter Höhe erhalten die volle Punktzahl.
Stoß (20 Punkte): Der Stoß wird nach zwei Kriterien bewertet: Höhe und technische Aspekte. Beide Kriterien gehen zu je 50% in die Wertung ein. Die zuvor bestimmten Höhenpunkte werden halbiert und gehen hier nochmals in die Wertung ein. Die technischen Aspekte sind Steilheit, Länge, Form des Stoßes sowie die Art des Zuschlagens.
Verfolgung (20 Punkte): Hier wird die Zahl von Folgestöße (Durchgänge) bewertet. Fängt der Falke die Taube, erhält er die volle Punktzahl in diesem Wertungssegment. Im Fall eines initialen Fehlstoßens, dem keine weiteren Durchgänge folgen, erhält der Falke 0 Punkte, auch wenn er im weiteren die Taube über 10 Kilometer im Horizontalflug verfolgt. Die Ausdauer beim Verfolgen wird nicht bewertet. Jeder Folgedurchgang bringt 4 Punkte, das Niederdrücken der Taube in eine Deckung 3 Punkte.
Aus der Summe der 5 Wertungssegmente ergibt sich die Maximalpunktzahl von 100. Entsprechend den Wertungsrichtlinien werden schnell und hochsteigende Falken, die kurz, aber intensiv verfolgen bevorzugt bewertet. |
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Fortsetzung |
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Datum der Veröffentlichung: 08. Januar 2002 |
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