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Links: Dr. Nick Fox, Kurt Fessler und Jürgen Schuster beim Fachsimpeln (v.l.n.r.). Rechts: Praktizieren seit Jahren erfolgreich "Birdsharing": Nils Meyer-Först und Peter Dirolf mit "Macbeth". |
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Die Falkner und Zuschauer wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die jede für sich ein Gebiet abfuhren und nach Krähen Ausschau hielten. In meiner Gruppe, die von SFV-Präsident Toni Lutz angeführt wurde, kamen fünf Wanderfalken zum Einsatz, davon vier mehrmals vermauserte Altfalken mit teilweise beträchtlicher Krähenstrecke auf ihrem Konto. Der einzige Rotvogel in dieser Gruppe, der Falke von Ronny Thiele aus Gera, ging am ersten Tag leer aus, landete aber am zweiten Tag einen Doppelerfolg, obwohl mit 740 Gramm Fluggewicht der kleinste unter den anwesenden Falken. Das während der Tagung bejagte Areal erwies sich für die Krähenbeize geeignet, solange man sich die Chancen gut aussuchte. Diese Aufgabe wurde von Toni Lutz vorzüglich erledigt. Leichte Plusgrade, stetiger schwacher Wind und sonniges bis teilweise bewölktes Wetter waren für diese Art der Beize sowie für die Falken ideal. Der erste Flug von Jürgen Schusters erfahrenem Krähenfalken "Freya" war auch sofort erfolgreich, und so war der Anfang gemacht. Als dann auch Peter Dirolf und Nils Meyer-Först mit "Macbeth" eine Krähe zur Strecke brachten, machte sich unter den Zuschauern der Glaube breit, daß es immer in dieser Tonart weitergehen würde. Die nächsten Flüge jedoch zeigten, wie gewitzt Krähen sind und wie gut sie den kleinsten Vorteil auszunutzen wissen. Nach einigen erfolglosen Flügen wurde noch eine dritte Krähe an diesem ersten Jagdtag gebeizt. Der Abend des ersten Beiztages war dem geselligen Beisammensein gewidmet. Freddy Peissard zeigte ein noch ungeschnittenes Video über die Krähenbeize mit seinem Wanderfalken. Leider konnte er seinen Falken nicht zur Tagung mitbringen, da sich dieser zwei Tage vor Tagungsbeginn bei der Jagd eine Flügelverletzung zugezogen hatte. Zum guten Schluß präsentierte Dr. Nick Fox sein neues Video über die Beizjagd in China (zum Video "Hawking in China" mehr Infos hier). | |
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Frank Seifert auf dem Weg zu seinem Falken (links) und mit seinem Falken wieder glücklich vereint (rechts). |
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Am zweiten Beiztag war die Sonne öfter zu sehen. Es schien sich dies positiv auf die Falken auszuwirken: an diesem Tag wurden 6 Krähen erbeutet, wobei der Flug des Falken von Frank Seifert durch die Umstände sowie das Ende des Fluges erwähnenswert ist. Als Frank seinen Falken an die Krähen warf, interessierte sich jener weniger für den in den Obstbäumen rund um einen großen Bauernhof sitzenden Krähenschwarm, sondern vielmehr für einzelne Krähen auf einer nahen Wiese. Erst nachdem sich diese in Sicherheit gebracht hatten bzw. vom Falken in die umstehenden Bäume getrieben wurden, kehrte der Falke zurück und begann nun ernsthaft Krähen aus dem Schwarm anzujagen. Was zuerst wenig erfolgversprechend begann, entwickelte sich bald zu einer beeindruckenden Demonstration der Ausdauer des Falken und seines Besitzers. Da die Falkner und die Zuschauer rund um die Gebäude des Gehöfts verteilt waren, konnten mal die einen, mal die anderen die Jagd knapp über ihren Köpfen verfolgen. Frank Seifert versuchte seinem Falken so gut es ging zu helfen und war dadurch gezwungen, andauernd um das große Gehöft zu sprinten. Nach ca. fünf Minuten band der Falke eine Krähe über den Köpfen eines Teils der Zuschauer und flog mit dem klagenden Schwarzrock um den Stadel. Jener Teil der Zuschauer, die das Binden der Beute beobachten konnten, dachten bereits, daß nun alles vorbei sei und diskutierten bereits den Flug, als man auf der anderen Seite der Gebäude bereits wieder Anfeuerungsrufe und Treiberlärm hören konnte. Wie sich herausstellte, konnte sich die Krähe aus den Fängen des Wanderfalken befreien und wurde nun umso intensiver von diesem angejagt. Die anderen Krähen waren bereits weitergeflogen, jetzt gab es nur noch den Falken, "seine" Krähe, einen bereits von den Anstrengungen sichtlich gezeichneten Falkner sowie die Zuschauer, die natürlich alle bereits zu Treibern wurden. Nach weiteren fünf Minuten rasanter Stöße und kurvenreicher Flüge um und über die Gebäude sowie die Obstbäume konnte der Falke die Krähe im letzten Obstbaum vor der Straße festmachen. Nach einigen erfolglosen Versuchen konnte der Falke die Krähe schließlich in der Krone des Baumes binden. Wie das Leben so spielt, hatte die Krähe jedoch nicht vor, den Ast, auf dem sie hing, loszulassen, und außerdem schien der Falke einen weiteren Ast zwischen sich und der Beute zu haben. Unter dem Baum wußte ein ausgepumpter Frank Seifert nicht, ob er sich nun über die geschlagene Krähe freuen sollte oder nicht, hing sie doch noch mitsamt dem Falken ca. 12 Meter über dem Boden in einer Baumkrone. Ein Schuppen am Fuß des Baumes erleichterte das Erreichen der untersten Äste ... ab dann aber hieß es klettern. | |
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Die Schweizer Krähenreviere - immer eine Reise wert! |
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Nach einigen weiteren Minuten erreichte Frank seinen Falken und die Krähe, fing letztere ab und warf sie in großem Bogen aus dem Baum auf den Boden. Der Falke glitt elegant aus der Krone auf den Boden und stellte sich auf seine erbeutete Krähe. Des Falkners Rückzug aus dem ungewohnten Terrain fiel weniger elegant aus, was man seinem Falken deutlich ansehen konnte. Mit schräg gestelltem Kopf stand er auf seiner Beute, würdigte diese aber keines Blickes, sondern beobachtete ausschließlich seinen Falkner beim Abstieg. Erst als sich Frank Seifert erschöpft neben seinen Falken setzte und diesen festmachte, begann jener auf der Krähe zu kröpfen. Für alle Beteiligten war dieser Flug wohl das beste Beispiel, daß die Beize auf Krähenvögel in erster Linie eine aktive Jagd ist, bei der auch der Falkner körperlich gefordert wird.
Am Abend des zweiten Beiztages fand ein gemeinsames Abendessen mit einem ausgezeichneten mehrgängigen Menu statt, bei dem die internationalen Kontakte gepflegt, aber auch ordentlich Falknerlatein verbreitet wurde. Rückblickend kann ich sagen, daß die Schweizer Falknertagung auf jeden Fall eine Reise Wert ist, vor allem deshalb, weil dort ausschließlich Krähen gebeizt werden, wodurch sich diese Tagung grundlegend von anderen Falknertagungen unterscheidet.
[Wenn Sie eine ähnlich interessante Tagung oder ein Falknertreffen im In- und Ausland erlebt haben oder über ein anderes spannendes Erlebnis mit Ihrem Beizvogel zu berichten haben, dann schreiben Sie uns. Für Berichte von Tagungen erstattet Ihnen Beizjagd.de eine Fahrtkostenpauschale.]
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Datum der Veröffentlichung: 18. Dezember 2001 |
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