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Praktische Beizjagd II |
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Über viele Jahrzehnte galt die Anwartefalknerei - mit Falke und Vorstehhund auf Rebhühner und Fasane - als die Krone der modernen Falknerpraxis. Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich das Interesse, nicht zuletzt auch wegen der zurückgehenden Besätze von Rebhuhn und Fasen, wieder mehr der Krähenbeize zugewandt. Als "kleine Schwester" der Reiherbeize vermittelt sie dieselbe Faszination, Dramatik und Befriedigung wie sie einst die Könige und Fürsten des 15-18. Jahrhunderts bei der Reiherbeize erlebt haben dürften. In Sachen Stil, Ruhe und innerer Ausgeglichenheit reicht die Krähenbeize jedoch nicht an die Anwartefalknerei heran. |
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Bei der Anwartefalknerei kommt ein weiterer wichtiger Jagdhelfer des Falkners ins Spiel: der Vorstehhund. Tatsächlich ist Anwartefalknerei ohne Hund gänzlich unmöglich, ohne guten Hund nicht stilvoll durchzuführen. Insofern als zwei Jagdhelfer in freier Bewegung vom Falkner zu steuern sind, darf die Anwartefalknerei noch immer als die vollkommenste Form der Falknerei bewertet werden.
Unspektakulärer, dafür aber fast überall durchführbar, ist die Beizjagd mit Habicht, Harris Hawk oder anderen Kurzschwingen-Greifvögeln wie Rotschwanzbussard, Königsbussard oder Trauerhabicht. Die früher übliche Unterscheidung in „edle Falknerei“ mit Falken und "Küchenfalknerei" mit Habichten ist heute nicht mehr angebracht. In vielen Regionen läßt sich die Beizjagd mit Falken nahezu nicht mehr durchführen, weil die Reviere zu zersiedelt sind oder es an geeignetem Wild mangelt. Unter solchen Umständen ist ein Beizvogel „vom niederen Flug“ eindeutig die „edlere“ Alternative.
Die Beizjagd mit Habicht und Harris Hawk kann mit oder ohne Hund ausgeübt werden. Anders als bei der Anwartefalknerei kommen keine Vorstehhunde, sondern Stöberhunde zum Einsatz. Früher war der Kleine Münsterländer die bevorzugte Vogelhundrasse; heute ist es der Espagneul breton. Ein wichtiger Jagdhelfer des Habichtlers ist auch das Frettchen. Es wird zur Bejagung des Kaninchens eingesetzt. Als natürlicher Feind treibt es die Kaninchen aus ihrem Bau heraus. Habicht und Frettchen können zusammen ein sehr effektives Team bilden, das in Revieren, in denen Kaninchen zur Schadensprophylaxe bejagt werden müssen, z.B. an Deichen oder auf Friedhöfen, durchaus 10 oder sogar mehr Kaninchen an einem Nachmittag erbeuten kann. Ethik der Falknerei |
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Eine besonders intensive Form des Zusammenjagens mit Habichtartigen ist die sogenannte Freie Folge, bei der der Beizvogel selbständig hoch in Bäumen stehend dem Falkner folgt. Diese Jagdart wird wie das freie Suchen (Treiben) ohne Frettchen durchgeführt. Ein Stöberhund ist hilfreich, allerdings nicht zwingend notwendig. Der Beizvogel hoch oben im Baum überblickt aus der "freien Folge" ein viel größeres Areal als von der Faust und kann sich dadurch mehr Jagdchancen erarbeiten. Nach einem Fehlflug stellt sich der Vogel alsbald wieder in Erwartung der nächsten Jagdgelegenheit über dem Falkner (oder Hund) ein.
Früher üblich, heute jedoch meist mangels Wild nicht mehr gängig ist die Beize mit Habichtartigen auf Flugwild. Fasan und Rebhuhn sind natürliche Beutetiere des Habichts und somit auch geeignetes Beizwild, insbesondere bei Flügen aus der freien Folge, wenn der Beizvogel seinen Höhenvorteil aus dem Baum nutzen kann. Auch die Entenbeize ist eine sehr reizvolle Jagdart, die an allen Beteiligten - Falkner, Hund und Beizvogel - höchste Anforderungen stellt. Auch die Krähenbeize ist mit dem Habicht möglich, wenngleich sie nicht vergleichbar spektakuläre Flüge bietet wie mit Falken. Allen Beizjagdarten auf Flugwild ist gemein, daß sie meist sehr weite und anstrengende Jagdflüge bedingen, die einen sehr gut trainierten und motivierten Beizvogel verlangen.
Eine moderne Errungenschaft der Falknerei ist der Harris Hawk. Beheimatet in den semiariden Steppen Nord-, Mittel- und Südamerikas hat dieser Greifvogel etwa Mitte der 1990er Jahre Eingang auch in die deutsche Falknerei gefunden. Sein falkenähnliches Gemüt gepaart mit seinen beachtlichen jagdlichen Fähigkeiten haben diesen zudem hübsch anzuschauenden Vogel sehr schnell zu einem sehr beliebten Vogel werden lassen. Sein Beutespektrum und die falknerischen Einsatzmöglichkeiten entsprechen dem des Habichts. Der ungeheure Vorteil dieses Greifvogels in der falknerischen Praxis ist sein natürlicher weise vorhandenes Sozialverhalten. Harris Hawks sind die einzigen Greifvögel, die im Verbund (Familie, Gruppe) jagen. Diese soziale Komponente eröffnet dem Harris Hawker nicht nur neue Möglichkeiten in der Jagdpraxis, z.B. sucht der Harris Hawk ganz von selbst den Kontakt zu seinem Falkner, sie macht auch das Beizvogelmanagement einfacher. Mehr zum Thema Harris Hawk. |
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Neben Falken und Kurzschwingen-Greifvögeln kommt noch der Steinadler in der modernen Falknerpraxis zum Einsatz, wenn auch nicht annähernd so häufig wie die vorgenannten Arten. Aufgrund seiner Größe und schieren Kraft ist der Steinadler ein potentiell gefährliches Tier in Menschenhand, das nur in erfahrene Hände gehört. Die Beizjagd mit dem Steinadler fordert den ganzen Mann (bzw. Frau), insofern als 3-5kg über Stunden auf dem linken Arm erst einmal getragen werden wollen. Das majestätische Verhalten des Adlers, sein ruhiges und überlegenes Wesen und die Faszination seiner kraftvollen Jagd entschädigen jedoch für alle Strapazen. Beizadler werden zumeist von der Faust geflogen. Bevorzugtes Beizwild sind Kaninchen und Hasen, einige Spezialisten haben sich sehr erfolgreich aber auch der Fuchsbeize zugewandt.
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